top of page

Herbstmüdigkeit & mentale Erschöpfung: Warum viele Frauen im Spätherbst an ihre Grenzen kommen

  • Autorenbild: Monia von Burg
    Monia von Burg
  • 11. Nov.
  • 5 Min. Lesezeit
Herbstmüdigkeit bei Frauen – Nebel im Spätherbst symbolisiert mentale Erschöpfung
„Müdigkeit ist kein Defizit, sondern ein Signal dafür, dass etwas zu viel geworden ist.“

Wenn die Tage kürzer werden und das Licht blasser wird, spüren viele Frauen eine Form von Müdigkeit, die tiefer reicht als reine Erschöpfung – eine Art Herbstmüdigkeit bei Frauen, die mehr ist als nur fehlendes Sonnenlicht.


Es ist, als würde der Körper langsamer werden, während der Alltag gleich schnell weiterläuft: Termine, Verantwortung, Menschen, die etwas brauchen... Und irgendwo dazwischen: du – mit dem Gefühl, kaum noch atmen zu können.


Diese Müdigkeit ist nicht nur eine Reaktion auf zu wenig Schlaf. Sie ist oft Ausdruck eines psychischen Spannungsfelds: dem Bedürfnis, stark zu sein, während man innerlich längst an seine Grenzen gekommen ist.



Warum Stärke zur Gewohnheit wird

Nachdenkliche Frau im Herbstlicht – innere Reflexion bei mentaler Erschöpfung

In der Psychologie spricht man von inneren Antreibern – unbewussten Regeln, die unser Verhalten prägen (Kahler, 1975). Einer der häufigsten lautet: „Sei stark.“


Er entsteht oft früh im Leben, in Momenten, in denen Schwäche als gefährlich erlebt wurde oder Zuwendung an Leistung gekoppelt war. Stärke gibt Halt, wenn das Umfeld unsicher ist. Doch was einst Schutz war, kann später zur Belastung werden.


Das psychologische Muster „Sei stark“ führt dazu, dass Gefühle von Erschöpfung, Angst oder Trauer kaum mehr zugelassen werden. Stärke wird zur Identität – und irgendwann zur Rüstung.


Diese dauerhafte Selbstkontrolle steht in engem Zusammenhang mit emotionaler Erschöpfung, einer zentralen Dimension des Burnout-Syndroms (Maslach & Leiter, 2016). Frauen in Mehrfachrollen sind besonders gefährdet, da sie gleichzeitig berufliche, familiäre und emotionale Verantwortung tragen (Moreno-Agostino et al., 2023).



Warum Herbstmüdigkeit bei Frauen mehr ist als fehlendes Licht

Viele Frauen berichten, dass sich Herbstmüdigkeit und mentale Erschöpfung im Spätherbst gegenseitig verstärken – körperlich durch Lichtmangel, psychologisch durch das ständige Starksein.


Psychologisch gesehen ist Stärke eine bewährte Schutzstrategie. Sie hilft, Ohnmacht und Überforderung zu vermeiden, besonders bei Menschen, die früh Verantwortung übernehmen mussten.


Doch langfristig kann dieser Mechanismus zu Inkongruenz führen: einem Zustand, in dem das äussere Verhalten nicht mehr mit dem inneren Erleben übereinstimmt (Rogers, 1961). Man funktioniert, aber man spürt sich kaum noch.


Studien zeigen, dass genau diese Diskrepanz zwischen innerem Erleben und äusserer Kontrolle die psychische Belastung verstärkt und das Risiko für depressive Symptome erhöht (Golmohamadi et al., 2025).


Hinzu kommt: Frauen berichten signifikant häufiger von Müdigkeit, Schlafproblemen und emotionaler Erschöpfung – besonders wenn die Tage kürzer werden und die Nächte länger (Wirz-Justice et al., 2019).


Symbol für Rückzug und Selbstschutz – Herbstmüdigkeit bei Frauen

In der dunklen Jahreszeit spielt auch die körperliche Ebene eine Rolle. Wenn weniger Sonnenlicht auf die Haut trifft, sinkt die körpereigene Produktion von Vitamin D.


Studien zeigen, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit Müdigkeit, gedrückter Stimmung und Schlafproblemen in Zusammenhang stehen kann (Berk et al., 2007; Wirz-Justice et al., 2019).

Dennoch erklärt das allein nicht die innere Erschöpfung. Denn während der Körper auf Licht reagiert, reagiert die Psyche auf das Ungleichgewicht zwischen Anspannung und der Erlaubnis loszulassen.


Diese ständige innere Spannung zeigt sich nicht nur im Denken, sondern auch im Körper. Sie ist oft der Moment, in dem das Funktionieren beginnt, sich wie ein innerer Druck anzufühlen.



Die stille Spannung zwischen Wissen und Tun

Mentale Erschöpfung am Arbeitsplatz im Spätherbst – kognitive Dissonanz

Viele Frauen erleben im Spätherbst eine kognitive Dissonanz, also das unangenehme Gefühl, wenn Gedanken und Handlungen nicht übereinstimmen (Festinger, 1957). Man weiss, dass man Ruhe braucht, aber man arbeitet weiter. Man spürt, dass man erschöpft ist, sagt aber „Es geht schon“.


Diese Dissonanz ist ein psychologisches Phänomen. Sie entsteht, wenn Bedürfnisse und Rollenanforderungen kollidieren.

Studien zeigen, dass genau diese innere Spannung Energie kostet und zu einer Verstärkung von Stress- und Erschöpfungssymptomen führt (Harmon-Jones & Mills, 2019).


Der Körper reagiert zuerst: Der Schlaf wird weniger tief, die Konzentration schwieriger und die Stimmung als Konsequenz flacher. Das sind alles Signale und keine Schwächen.



Ein psychologisch fundierter 3-Schritt-Impuls

Sonnenstrahlen im Wald – Symbol für Bewusstheit und Entlastung

Du kannst dich dieser inneren Müdigkeit annähern, indem du beginnst, wahrzunehmen, was in dir vorgeht. Eine kleine Übung, die auf Elementen der Selbstwahrnehmung und kognitiven Integration basiert (Rogers, 1961; Beck, 1979), kann helfen, erste Klarheit zu schaffen.


1. Wahrnehmen

Finde heute drei Momente, in denen du dich leer, gereizt oder müde fühlst.


Benenne sie für dich:


  • Wann tritt das Gefühl auf? 
  • Was löst es aus?

Das Ziel ist nicht, es zu ändern, sondern zu bemerken, dass es da ist.


2. Reflektieren

Schreibe zu jedem Moment zwei Sätze auf:


  • „Was wurde gerade von mir erwartet?“
  • „Was habe ich wirklich gebraucht?“

Diese einfache Selbstbeobachtung reduziert die kognitive Dissonanz, weil sie Bewusstsein schafft, wo bisher Automatik war (Beck, 1979).


3. Entlasten

Wähle einen kleinen Handlungsschritt: etwas, das dich nicht überfordert, aber den Kreislauf aus Anspannung und Kontrolle unterbricht.


Zum Beispiel: zehn Minuten draussen stehen, bewusst ein- und ausatmen, den Körper spüren.

Solche Mini-Pausen stärken nachweislich die emotionale Selbstregulation (Kabat-Zinn, 2003).

Diese Übung ersetzt keine Therapie oder kein Coaching, aber sie kann ein erster, realistischer Zugang zu dir selbst sein besonders in Zeiten, in denen Stärke nicht mehr trägt.



Psychologische Reflexion zum Schluss

Ruhe und Regeneration – Körper und Psyche im Gleichgewicht

Der November zeigt, wie eng Körper und Psyche verbunden sind. Wenn Licht und Tempo nachlassen, reagiert auch unser Inneres. Müdigkeit ist kein Defizit per se, sondern ein Regulationssignal, also ein Hinweis dafür, dass Erholung überfällig ist. Echte Stärke zeigt sich nicht im Durchhalten, sondern im Erkennen der eigenen Grenzen.







Quellen

  • Beck, A. T. (1979). Cognitive therapy and the emotional disorders. Penguin Books.

  • Berk, M., Sanders, K. M., Pasco, J. A., Jacka, F. N., Williams, L. J., Hayles, A. L., & Dodd, S. (2007). Vitamin D deficiency may play a role in depression. Medical Hypotheses, 69(6), 1316–1319. https://doi.org/10.1016/j.mehy.2007.04.001

  • Festinger, L. (1957). A theory of cognitive dissonance. Stanford University Press.

  • Golmohamadi, S., et al. (2025). Why are women more fatigued than men? The roles of stress, sleep, and repetitive negative thinking. Journal of Health Psychology, 30(2), 145–158. https://doi.org/10.1080/13548506.2025.2490212

  • Harmon-Jones, E., & Mills, J. (2019). Cognitive dissonance: Reexamining a pivotal theory in psychology (2nd ed.). American Psychological Association. https://doi.org/10.1037/0000135-000

  • Kabat-Zinn, J. (2003). Mindfulness-based interventions in context: Past, present, and future. Clinical Psychology: Science and Practice, 10(2), 144–156. https://doi.org/10.1093/clipsy.bpg016

  • Kahler, T. (1975). Drivers: The key to the process of scripts. Transactional Analysis Journal, 5(3), 280–284. https://doi.org/10.1177/036215377500500311

  • Maslach, C., & Leiter, M. P. (2016). Understanding the burnout experience: Recent research and its implications for psychiatry. World Psychiatry, 15(2), 103–111. https://doi.org/10.1002/wps.20311

  • Moreno-Agostino, D., et al. (2023). Mental load and invisible work in women: Psychological consequences during and after the pandemic. Archives of Women’s Mental Health, 26(4), 689–702. https://doi.org/10.1007/s00737-024-01497-3

  • Rogers, C. R. (1961). On becoming a person: A therapist’s view of psychotherapy. Houghton Mifflin.

  • Wirz-Justice, A., Bromundt, V., Cajochen, C., & Wehrle, R. (2019). Seasonality in mood and behavior: A Swiss population study. Journal of Affective Disorders, 258, 118–125. https://doi.org/10.1016/j.jad.2019.08.018



Logo Monia von Burg Coaching

Coaching für Frauen | Parkstrasse 25, 5400 Baden | www.mvbcoaching.ch 


Monia von Burg


Wer bin ich?


Ich bin Monia von Burg, Psychologin (MSc UZH) und Coach für Frauen in Baden (AG) oder Online.

Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie es ist, immer für alle da zu sein und dabei sich selbst aus dem Blick zu verlieren.

In meinen Coachings biete ich dir Raum, um innezuhalten, Klarheit zu finden und neue Energie für dich zu gewinnen.



Vorschau Workbook 3 Fragen, die dir zeigen, was du gerade brauchst
Mini Workbook "3 Fragen, die dir zeigen, was du gerade brauchst"


Kennst du schon mein Mini-Workbook? Es hilft dir, kurz innezuhalten und zu spüren, was du gerade wirklich brauchst – liebevoll, ohne Druck.



Erstgespräch
30 Min.
Jetzt buchen

Schnupper Coaching
CHF 60.00
1 Std.
Jetzt buchen


Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
Kategoriemenu
bottom of page